Thailand und Mekong

Nach einer letzten schweißtreibenden und gebirgigen Fahrt von Myanmar zur thailändischen Grenze, bekamen wir rasch und unkompliziert unser Visum in der Stadt Myawaddy. In den frühen Abendstunden erreichten wir dann die thailändische Stadt Mae Sot, wo wir uns mit unserer Gastgeberfamilie von Couchsurfing trafen. Wir staunten nicht schlecht, als wir ein eigenes Haus nur für uns zur Verfügung gestellt bekamen. Die dort ansässige Familie baut Reihenhäuser und verkauft diese anschließend. Da ein Haus gerade frei stand, konnten wir für drei Nächte dort bleiben. Wir verbrachten die freien Tage mit der Reparatur unserer Fahrräder und bewegten uns so wenig wie nur möglich (dies gelang uns auch recht gut, da uns unsere Gastgeber ein kleines Moped zur Verfügung stellten – jetzt konnten wir auch zum Einkaufen mit motorisierter Hilfe fahren 🙂 ). Anschließend stattelten wir wieder unsere geliebten Fahrräder und radelten über den nächsten Berg nach Tak. Da wir zu Weihnachten in Luang Prabang (Laos) sein wollten, stellten wir uns mit unserer gesamten Ausrüstung an den Straßenrand und hielten den Daumen zum Autostoppen hinaus. Unser Versuch glückte nach wenigen Minuten und schon waren wir mit samt unseren Fahrrädern auf der Ladefläche eines Pick-Ups verstaut. Beim zweiten Versuch zu hitch-hiken wurden wir wieder von einem Pick-Up mitgenommen. Der Fahrer spannte kurzerhand zwei Hängematten auf seiner hinteren Ladefläche, wodurch wir beide kuschelig und gemütlich die Fahrt genießen konnten. Da der Fahrer kaum englisch sprechen konnte, sagten wir einfach den Ort „Chiang Rai“, welchen wir erreichen wollten. Nach etlichen Kilometern am Highway bemerkten wir, dass der Fahrer nicht mehr Richtung Chiang Rai fuhr, sondern auf eine Nebenstraße abgebogen war. Wir verfolgten die Route aufmerksam auf unserem Handy via MapsMe. Da wir beide aber so gemütlich in den Hängematten dahindösten, beschlossen wir, nichts zu sagen und einfach so lange mitzufahren, bis uns der Fahrer sagen würde dass wir aussteigen sollen. Wir merkten bereits, dass er Richtung Chiang Mai unterwegs war und dachten bei uns, dass es vermutlich ein Kommunikationsproblem war. So kamen wir am frühen Abend in Chiang Mai statt in Ciang Rai an, was uns aber auch nicht störte. Wir konnten noch „last minute“ eine Chouchsurferin finden, welche uns bei sich aufnahm. Sie war OP-Assistenz im öffentlichen Krankenhaus. Sie kam sogar extra gegen 20 Uhr kurz nachhause, um uns zwei in ihr Haus zu lassen, bevor sie wieder in ihre 16-Stunden-Schicht zurückkehrte. In Chiang Mai genossen wir ein paar Spritztouren mit unseren unbepackten Fahrrädern, aßen vielerlei thailändische Köstlichkeiten und freuten uns über die große Auswahl an Produkten in den Supermärkten. 🙂

Nach Chiang Rai nahm uns dann ein großer, mit Steinen beladener Truck mit, welcher uns bis zur Stadtgrenze brachte. Voller Vorfreude endlich wieder mit unseren Fahrrädern unterwegs zu sein, brachen wir Richtung Laos auf. Die Haupt- und Nebenstraßen waren allesamt in einem top Zustand, und auch landschaftlich waren wir von Thailand als Reiseland für Radfahrer begeistert. Wir radelten durch kleine Dörfer, passierten schöne Seen und sahen eine Vielzahl von Reisfeldern. Wie gewohnt konnten wir bei Tempelanlagen nächtigen. Einmal schliefen wir nur unter unserem Moskitonetz, welches wir zwischen unseren beiden Fahrrädern spannten. Ein anderes Mal konnten wir es kaum glauben, da ein Mönch uns einen Schlafplatz unter einem riesigen „Sitting Buddha“ anbot. Vor dieser großen, vergoldeten Statue befand sich ein See, in dem wir in der Nachmittagssonne baden gingen. Wir waren uns beide einig – ein Hotelzimmer kann hier auf keinem Fall mithalten, auch wenn wir wie immer auf unseren harten Unterlegsmatten schliefen. Aber diese Aussicht auf den See und die Buddhastatue war einfach atemberaubend schön.

Nach dieser bezaubernden letzten Nacht radelten wir zur laotischen Grenze. Dort angekommen lernten wir den deutschen Radfahrer Dirk und seinen Kumpel Scott aus Amerika kennen. Wie es unter Radreisenden so üblich ist, verbrachten wir einige Stunden mit dem Austausch an Reiseinformationen zu den Themen Essen, Schlafen und Straßenverhältnisse. Auch die Fahrräder wurden genau inspiziert. Scott erzählte von seinen Reisegeschichten und merkte an, dass das interessante an den Radreisen ist, dass man am frühen Morgen nie weiß, wo man am Abend landen wird. An diesen Ausspruch mussten wir noch oft zurückdenken, insbesondere an diesem einen Tag.

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Als wir am späten Nachmittag mittels „Visa on Arrival“ in Laos einreisten, war unser eigentlicher Plan zeitig einen Zeltplatz zu finden. Wir gingen in ein kleines Restaurant am Hafen des Mekongs, um noch einen Happen zu essen. Unsere Blicke wanderten immer wieder am Ufer dieses großen Flusses entlang, wo wir etliche Fischerboote entdeckten. Beim Essen scherzten wir noch wie schön es wäre, den Mekong auf eigene Faust mit einem Fischerboot hinunterzufahren. Als wir nach dem Essen aufbrachen, um in der beginnenden Dämmerung nach einem Zeltplatz zu suchen machte Dominiks Hinterreifen schlapp – nach rund 3500 km am Fahrrad hatten wir den ersten Platten unserer Reise. Wir standen nun etwas planlos am Straßenrand. Dominik ergriff spontan die Initiative und ging zum Fluss hinab, um ein paar Fischer nach einem Boot zu fragen. Bereits beim zweiten Versuch kam Dominik mit läuchtenden Augen zur Straße herauf und berichtete, dass wir nun Besitzer eines 11 Meter langen hölzernen Fischerbootes seien. Da es schon sehr spät am Abend war, gingen wir zur Übernachtung in ein kleines Guesthouse (da wir ohnehin mit dem platten Reifen keinen Zeltplatz mehr suchen konnten). Nach dem anfänglichen Hoch der Gefühle plagten uns diese Nacht aber etliche Zweifel: Wir konnten am Markt keine Schwimmwesten zum Kaufen finden und wir wussten nicht ob wir die 300 Flusskilometer von Bokeo nach Luang Prabang in 6 Tagen schaffen würden (ein Teil Bernis Familie würde uns dort am 23.12. zu Weihnachten erwarten). Als wir an diesem Abend Essensvorräte für die nächsten Tage einkauften, kamen wir mit einem Einheimischen ins Gespräch. Er erzählte von einer Freundin, welche diese Strecke mit dem Boot in 11 Tagen zurückgelegt hatte. Wir waren sprachlos – so viel Zeit hatten wir bei Weitem nicht. Er meinte, mit unserem langen Holzboot würden wir vermutlich 8 Tage brauchen.  Die Fischer am Hafen versicherten uns aber, dass wir es bestimmt in 5 Tagen schaffen können. Wir dachten bei uns, sollten wir es nicht schaffen, müssen wir in Pakbeng (ein Ort am Mekong, welcher ein Zwischenstopp für Touristenboote ist), auf ein sogenanntes Slow Boat (Touristenboot) umsteigen. Nach einer Nacht mit gemischen Gefühlen bezahlten wir am frühen Morgen für unser Fischerboot und bekamen von unserem Verkäufer noch ein Frühstück spendiert. Wir packten unser Gepäck und die Fahrräder in unser Boot und schipperten gegen 8 Uhr morgens los.

Wir waren sofort Feuer und Flamme für diesen Bootstrip. Die Strömung am Mekong war fast duchgehend sehr gut und wir merkten bald, dass sich unser Ziel Luang Prabang in der von uns gewünschten Zeit ausgehen würde. Wir schafften jeden Tag rund 60-65 Flusskilometer. Unser Tag am Wasser begann stets um kurz vor 6 Uhr. In der Dunkelheit bauten wir unser Zelt ab und kochten eine Gemüsesuppe zum Frühstück. Anschließend verbrachten wir den ganzen Tag im Boot und aßen tagsüber nur Bananen, Schokokekse und tranken Sojamilch dazu. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit gingen wir wieder an Land, um unser Zelt aufzustellen. Wir hatten entlang des Mekongs die schönsten Zeltplätze unserer Reise: weiße Sandbänke soweit das Auge reicht! Nachdem wir das Zelt aufgestellt hatten kochten wir uns einen Gemüsereis und gingen zeitig schlafen. Wir fühlten uns diese 5 Tage am Wasser wie im Paradies. Doch wir wüden eine eigenständige Bootsfahrt am Mekong nur mit Wildwassererfahrung empfehlen. Es gibt zahlreiche Verwirbelungen, Strömungswechsel und Strudel, welche täglich unsere ganze Konzentration und Muskelkraft forderten. Besonders schwierig gestalteten sich jene Stellen, bei denen Felsblöcke mitten im Fluss waren und sogenannte Speedbote (besonderes schnelle Motorbote) neben uns vorbeizischten. In Kombination mit Strömungswechsel gestalteten sich diese Stellen als sehr vordernd. Doch dank Dominiks Know-how als Raftguide und Bernis Oberarmkraft konnten wir diese Stellen trotzdem gut meistern. Zur Belohnung gab es aber immer auch sehr ruhige Stellen zum Ausruhen und Landschaft bewundern. Unsere Fahrräder hielten den Strapazen am Wasser auch gut stand und da wir schon voller weihnachtlicher Vorfreude waren, trällerten wir jeden Tag zahlreiche Weihnachtslieder.

Am 22.12. erreichten wir am Nachmittag pünktlich einen Tag vor Ankunft unseres Besuches Luang Prabang. Wir versuchten gleich unser Boot zu verkaufen, doch da wir keine zufriedenstellenden Angebote erhielten, gingen wir zu unserem Guesthouse und verstauten unsere Fahrräder. Am frühen Morgen des nächsten Tages gingen wir wieder zum Hafen und fanden einen Käufer für unser Boot. Wir waren sehr erleichtert, alles vor der Ankunft unserer Familie erledigt zu haben. Wir tanzten zu Weihnachtsmusik im Zimmer auf und ab und begannen, auf unserem Campingkocher einen Kuchen zu backen (ein Überraschungsgeschenk für Bernis Familie). Auch unser Fahrradequipment erhielt eine Weihnachtsgeneralsanierung.

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Wir verbrachten anschließend drei wunderschöne Weihnachtstage mit Magdalena, Stephan und Markus in Luang Prabang. So tropische Weihnachten mit Ausflügen zu Wasserfällen und Tempelanlagen hatten wir Fünf noch nie. Der Abschied viel uns besonders schwer, doch wir sind nun auch wieder voller Energie, um mit dem Fahrrad Laos zu erkunden.

 

 

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