Laos

Zwei Wasserratten gehen an Land

Nach unserer abenteuerlichen Woche am Mekong, dem Verkauf unseres geliebten Fischerbootes namens „Mary Poppins“ (dieses Holzboot hat uns eben auf dem Fluss so gut behütet wie ein Kindermädchen 😉 ) und den festlichen Weihnachtstagen mit Bernis Familie in Luang Prabang, ging es wieder mit den Fahrrädern weiter. Auch der erste kaputte Fahrradschlauch wurde vor der Weiterreise feinsäuberlich geklebt (eine Prämiere für Berni, welche noch nie zuvor einen „Patschen gebickt“ hatte). Das nach der Abreise unserer lieben Familie aufkommende Heimweh konnten wir nach einer Weile gut überspielen, da wir nun nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt mit den Fahrrädern unterwegs waren. An unserem letzten Abend in Luang Prabang (Laos) trafen wir uns mit Naill, einem vierundzwanzigjährigen Radreisenden aus Irland, welchen wir in Myanmar kennengelernt hatten. Wir hatten mit Naill damals in Myanmar nur rund 10 Minuten am Straßenrand geplaudert bevor er weiterfuhr. Durch den Austausch unserer Handynummern blieben wir aber im Kontakt – mit der Hoffnung, in Laos dann ein paar gemeinsame Tage zu radeln. Erst am Abend vor der Weiterreise bemerkten wir, dass Naill eigentlich geplant hatte Richtung Norden weiterzufahren, und wir beide eigentlich nach Süden fahren wollten. Wir mussten alle drei herzhaft lachen – immerhin waren wir bereits seit Wochen im Kontakt wegen der gemeinsamen Weitterreise ab Lung Prabang, hatten jedoch nie darüber gesprochen, welche Route am Programm stehen würde. Da wir beide schon eine Reservierung für den Campingplatz „Green Climbers Home“ in Thakhek hatten und Naill sehr flexibel war, radelten wir in den Süden des Landes. Naill freute sich sehr darüber endlich wieder einmal zu Zelten, da er als Alleinreisender fast ausschließlich in Guesthouses schlief. Für die erste Nacht als Radfahrergruppe suchten wir uns einen schönen Zeltplatz an einem Fluss. Als wir uns bereits zum Schlafen hingelegt hatten bekamen wir Besuch von der Polizei. Die Polizisten wollten uns dazu überreden, in einem Hotel zu nächtigen. Dank unserer Überredenskünste konnten wir nach einer halbstündigen Passkontrolle und etlichen Telefonaten mit dem Headofficer in unseren Zelten bleiben.

Die gemeinsame Radeltour führte uns weiter Richtung Vang Vieng. Berni ging es leider zusehends schlechter – schon am letzten Abend in Luang Prabang fühlte sie sich schon etwas erkältet und krank. Nach zwei Tagen am Fahrrad ging es dann auch Dominik ähnlich – Kraftlosigkeit, Erkältungssymptome und Fieber. Naill fühlte sich weiterhin gesund, hatte aber auch nichts gegen eine kleine Pause in der Stadt Vang Vieng einzuwenden. So verbrachten wir zwei Nächte in einem kleinen Guesthouse, wobei wir streng das Bett hüteten und nichts taten außer essen und schlafen. Am 31. Dezember waren wir wieder fit und bereit zur Weiterreise. Naill traf ein paar Freunde, welche er unterwegs kennengelernt hatte, und entschied sich spontan noch eine Nacht in Vang Vieng zu bleiben. So verbrachten wir beide den Jahreswechsel zu zweit außerhalb der Stadt in einem kleinen Ort. Für den Silvesterabend schlugen wir unser Zelt vor einer Schule auf, kochten ein festliches Campingkocher-Menü (Fladenbrote mir Knoblauch, Gemüsereis und Kartoffelchips) und tranken ein Bier. Zuvor fragten wir natürlich, ob wir hier zelten dürften. Am Schulgelände war nichts los, nur eine Gruppe von Leuten, welche reichlich Bier tranken und zu laotischen Liedern karaoke sangen (ein sehr lautes, aber lustiges Abendprogramm für uns Zuhörer 🙂 ). Wir gingen jedoch zeitig schlafen und bekamen den Jahreswechsel kaum mit.

Die nächsten Tage fuhren wir gemütlich weiter. Am 4.1. feierten wir Dominiks Geburtstag – welcher den ganzen Tag (und weil er so lieb gefragt hat auch schon am Tag davor) immer aussuchen durfte was es zu essen gab (und wie es unsere langjährige Tradition verlangt, auch sonst bestimmen durfte, was wir an dem Tag unternahmen). Aufgrund unserer Resvervierung am Campingplatz in Thakhek mussten wir aber jeden Tag ohne Pause weiterfahren, um rechtzeitig anzukommen. Dadurch, dass sich Naill leider einmal verfahren hatte und dann auch noch krank wurde, stieß er leider erst einige Tage später wieder zu uns dazu, um gemeinsam weiterzufahren. Landschaftlich gefiel und Laos zum Radfahren sehr gut – etliche Flüsse und Berge verschönerten den Ausblick beim Radeln. Gemeinsam mit Naill verbrachten wir noch eine letzte Nacht in einem Tempel, bevor er sich Richtung Vietnam aufmachte, und wir beide weiter in den Süden von Laos düsten. Da Naill einen besonders lustigen großen Helm hatte (mit dem er aussah wie ein Pilz), nannten wir unsere Fahrradbande „Mushroom Heads“. Der Vereinsname wurde dann noch ausgebaut zu „Mushroom Heads Dirt Bikes“, da unsere Fahrräder vom vielen Straßenstaub richtig schmutzig waren. Leider gaben unterwegs Bernis Schaltseile den Geist auf – Dank Dominiks handwerkliches Geschick wurden diese aber ratz-fatz repariert.

Die Vorfreude auf Thakhek war bei uns beiden schon unendlich groß. Dank unserem Weihnachtsbesuch (Magi, Markus, Stephan) hatten wir unsere gesamte Kletterausrüstung nun dabei (Fluch und Segen zugleich – Seil und Co. hatten doch einiges an Zusatzgewicht, unser Budget konnten wir aber durch die entfallene Ausleihgebühr für das Equipment entlasten). Unterwegs nach Thakhek lernten wir einen älteren Herrn aus Kanada kennen, welcher mit seinem Klapp-Fahrrad mit selbst eingebauten Motor durch Südostasien düste – wahrlich beeindruckend. Die Nacht vor unserer Ankunft am Kletter-Campingplatz „Green Climbers Home“ verbrachten wir in einer kleinen leerstehenden und an allen Seiten offenen Holzhütte, welche es in diesen Ländern zahlreich gibt (sie werden meist unter Tags genutzt, um bei der Arbeit am Feld als schattenspendende Pausenplätze zu dienen). Wir spannten lediglich unser Moskitonetz in dieser kleinen Hütte und hatten somit ein wahrliches Freilufthimmelbett.

Am Campingplatz des „Green Climbers Home“ angekommen schulgen wir unser Zelt für die nächsten 7 Nächte auf. Wir bauten sogar unsere eigene kleine Küche unter unserem Moskitonetz auf (trotz Kochen konnten wir es uns aber nicht verkneifen jeden Abend einen Pancake mit Schokolade zu bestellen – so viel Luxus musste dann schon sein nach dem Klettern 😉 ). Besonders freuten wir uns auf erneuten Besuch von zuhause: zwei sehr gute Freunde (Marie und Roland) machten einen Abstecher auf ihrer Südostasienreise nach Thakhek zum Klettern :-)Im Klettercamp trafen wir auf Radreisende, welche uns sehr inspirierten: Ein belgisches Paar hatte sich für 3 Monate mit ihren beiden Kindern (4 und 6 Jahre) mit den Reisefahrrädern aufgemacht, um Thailand, Laos und Kambodscha zu erkunden. Die Fahrräder hatten eigene Sitze für die zwei Kinder und das Gepäck betrug pro Person fast 100 kg. Wir beide waren sprachlos – immerhin jammerten wir mit unserem vergleichsweise leichten Gepäck beim Bergauffahren schon was das Zeug hielt. Das belgische Paar hatte bereits eltiche Fahrradreisen gemeinsam unternommen (vor allem in Südamerika), dies war jedoch die erste Radreise mit den Kindern. Wir bewundern diese Familie sehr für ihr Durchhaltevermögen und den Mut, so eine abendteuerliche Reise mit ihren Kindern zu unternehmen.

Die Woche im Klettercamp verging gefühlt zu schnell für uns (kaum geht man 2x auf das selbe Klo, schon fühlt man sich wie zuhause und möchte am liebsten bleiben 🙂 ). Jeden Tag besuchten wir zahlreiche Felsabschnitte mit den verschiedensten Schwierigkeitsgraden, plauderten mit anderen Kletterern und reparierten zwischendurch unserer Fahrräder. Ein besonderes Highlight war eine Mehrseillängenklettertour, bei der wir in der Dunkelheit vor Sonnenaufgang mit unseren Stirnlampen in die Felswand einstiegen. Solche Touren hatten wir schon vermisst! Aber wie es so schön heißt „all good things come to an end“ – also bestiegen wir am 15.1.2018 wieder unsere Fahrräder und machten uns nach Thailand auf. Wir freuen uns schon sehr in rund zwei Wochen Besuch von Dominiks Familie in Kambodscha zu bekommen! 🙂

 

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