Kambodscha

Liebe Koga-Bikes – möchtet ihr uns nicht nachhause bringen?

Nach Thailand ging es nun ins Radreiseland Nummer 6 – Kambodscha. Wir hatten ehrlich gesagt eher gemischte Gefühle bei der Einreise, da uns etliche thailändische Bekannte gewarnt haben, dass wir in Kambodscha beim Campen vorsichtiger sein sollten. Auf der Seite des Österreichischen Außenministeriums wird auch vor dem noch immer bestehenden Risiko der Landminen gewarnt – man solle auf keinem Fall auf eigene Faust im Umland abseits der Wege herumlaufen. Wir waren uns also einig: unser Zelt werden wir nur dort aufstellen, wo wir mit keiner Minengefahr zu rechnen haben. Bei der Einreise nach Kambodscha über die Stadt Osmach wurden wir mit einer landschaftlich schönen Aussicht begrüßt. Das Visum erhielten wir ohne Probleme vor Ort an der Grenze. Insbesondere Dominik verliebte sich sofort in das Land – gleich nach der Grenze erhielten wir Baguettes zu kaufen – der perfekte Snack für zwischendurch. Unser nächstes Ziel hieß Siem Reap, wo wir uns mit Dominiks Familie und Freunden treffen wollten. Die beiden Nächte am Weg nach Siem Reap fragten wir bei Tempelanlagen, ob wir hier unser Zelt aufstellen / oder Moskitonetz spannen könnten. Wir wurden trotz sprachlicher Barrieren immer herzlich aufgenommen. Wir stellten ebenfalls fest, dass viele Händler, welche mit ihren Moped-Verkaufsständen durch das Land fahren, ebenso bei Tempel übernachten. Somit verbrachten wir die Nächte  fast immer in Gesellschaft mit Matratzen-, Geschirr- und Blumenhändlern. Manchmal wurden wir auch von den Tempelkatzen und -hunden belagert/bewacht. So kam es auch, dass wir hin und wieder am frühen Morgen aufwachten, und sich die ein oder andere Katze in unser Moskitonetz gekuschelt hatte. Einmal spazierte zu unserer Überraschung ein freilaufendes, groß ausgewachsenes Schwein vorbei (bei den Tempelanlagen gibt es eben allerhand Haustiere).

Vor lauter Vorfreude auf unseren Besuch von zuhause erreichten wir Siem Reap bereits etliche Stunden vor der Ankunft unserer „Gäste“ 🙂 Wie immer ging es zuerst unter die Dusche und danach in frische und saubere Kleidung.  Lange haben wir auf unseren Besuch hingefiebert, endlich war es so weit.  Wir waren wieder mal super nervös und voller Vorfreude. Wir treffen unterwegs zwar immer wieder andere Radfahrer, und auch mit Locals sind wir durch Couchsurfen regelmäßig im Kontakt, aber es ist doch etwas anderes wenn die Familie zu Besuch kommt. Ebenso freuten wir uns schon besonders auf unsere „Essensbestellung“ von zuhause: wir bekamen Milkaschokolade, Knabbernossi und echtes Brot (kein weißes Toastbrot) 😉 Als Gegenzug besorgent wir für unseren Familienbesuch frittierte Bananen (unser Lieblings-Streetfood hier in Kambodscha).

Wir verbrachten gemeinsam drei Tage in Siem Reap , wobei wir die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat besichtigten – ein Weltkulturerbe. Leider sind wir aber erst am späten Vormittag unseres Besichtigungstages aus dem Bett gekommen, da wir am Abend davor etwas zu tief in das ein oder andere Bier- und Cocktailglas geschaut haben… 🙂 Zur Sicherheit wurden daher etliche Plastiksackerl für die Tuktuk-Fahrt eingepackt, man kann ja nie wissen. Uns war allen etwas flau im Magen, aber am Nachmittag waren wir dann wieder halbwegs fit. Ein Teil der Gruppe verbrachte aber trotzdem den Vormittag lieber im Schatten mit den Affen anstatt in den Tempelanlagen – safety first 🙂 Am nächsten Tag ging es dann zu einer Mauntainbike-Tour ins Umland von Siem Reap – sechs schwitzende ÖsterreicherInnen und zwei rasend schnelle Guides. In der heißen Vormittagssonne ging es auf sandigen Wegen durch kleine Dörfer. Einer der Guides schnitt zwischendurch kurzerhand seine lange Hose mit einer Schere ab – gut zu wissen, dass nicht nur uns die glühende Sonne zu schaffen macht 🙂

Nach den drei Tagen in Siem Reap fuhren wir gemeinsam mit dem Bus nach Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha. Nach einem kurzen Schockmoment am Weg in die Stadt – der Busfahrer hätte Berni und eine andere Reisende fast am Klo einer Tankstelle vergessen – kamen wir doch noch alle sechs in Phnom Penh an. Am Weg in das Hotel lieferten wir uns einen knallharten Wettkampf aus – Domi und Berni am Fahrrad gegen Georg, Nicole, Max und Philipp im Tuktuk. Die zahlreich überquerten Gehsteigkanten haben sich gelohnt – so wurden wir beide von unseren Besuchern auf ein Gewinnerbier eingelanden 🙂 Besonders genossen wir den Pool am Dach des Hotels und den Pool im Erdgeschoss. Außerdem kam in uns bei den intern veranstalteten „Wett-Tauch-Sessions“ das innere Kind wieder zum Vorschein 😉

Swimming

Den letzen Abend unseres gemeinsamen Urlaubs verbrachten wir ganz anders als erwartet – nämlich im Publikum eines Thai-Boxing Wettkampfes. Wir waren allesamt sehr nervös und gespannt, was uns dort erwarten würde. Zu unserer Überraschung waren wir mitten drin in einer landesweiten Live-Übertragung des Kampfes. Thailand gegen Kambodscha stand am Plan, und wir waren fasziniert von den tänzelnden Bewegungen der Boxer (und natürlich von ihrer Schlagfertigkeit).

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns nach einem sechstägigen Urlaub von unseren Besuchern. Für uns ging es im Anschluss mit dem Fahrrad weiter nach Kampot, an die Küste des Landes. Leider war der Strand alles andere als einladend – Müll, Algen und wir mussten auch noch „Eintritt“ zahlen. Wir bezogen für vier Tage einen kleinen Bungalow am Prek Tuek Chhou-Fluss, wo das Baden mehr Spaß machte. Apropos Spaß: Der eigentliche Grund warum wir nach Kampot geradelt sind war, dass wir hier wieder ein Klettergebiet zur Verfügung hatten. Wir haben gegen jede Vernunft unser Zusatzgepäck von rund 10kg behalten (50m Seil, Expressschlingen, Karabiner, Gurte usw.), anstatt es wie gedacht unseren Besuchern wieder mit nachhause zu geben. Aber was tut man nicht alles für sein Hobby. Darüber hinaus war das Klettergebiet namens „Climbodia“ sehr sehenswert – klein, aber fein!

Im Anschluss radelten wir wieder in die Hauptstadt Phnom Penh. Dort konnten wir für zwei Nächte bei Gastgebern (Colin und Kathleen) von Warmshowers übernachten. Bernis Fahrradkette machte leider zunehmend Probleme beim Treten – Die Kettenblätter waren schon besonders abgenutzt, ebenso die Ersatzkette. Am dritten Tag verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern und fuhren schon fertig bepackt zur Weiterfahrt bei einem Fahrradshop vorbei. Nach dem Kauf einer neuen Fahrradkette machten wir uns auf, um aus der Stadt hinauszufahren. Plötzlich gab aber Domis Fahrrad den Geist auf – der Freiläufer drehte durch – sprich, das Hinterrad drehte sich nicht mehr mit beim Treten. So standen wir also völlig ratlos und verzweifelt am Straßenrand, bereits etliche Kilometer vom Fahrradshop entfernt. Wir schrieben unserem Gastgeber Colin von Warmshowers, ob er uns erneut für eine Nacht aufnehmen könnte. Glücklicher Weise antwortete er sehr rasch mit „Ja, natürlich“. Somit wurder der Abschleppdienst von und mit Bernadette Wieser ins Leben gerufen: Domi hielt sich den rund 8 km langen Weg zurück zu unserem Gastgeber bei Bernis Fahrrad an. Dank Colins guter Werkzeugausrüstung konnten wir die Kassette des Fahrrads abnehmen. Wir verbrachten den gesamten Nachmittag damit etliche Fahrradshops der Stadt abzuklappern, immer auf der Suche nach einem neuen Freiläufer. Leider konnte uns niemand helfen, wodurch wir am Abend über einer Frust-Pizza das weitere Vorgehen besprachen (Krisensitzung a la grande…). Wir steckten also in der Hauptstadt fest, Domi konnte keinen Meter mit dem Fahrrad fahren und auch Bernis neue Kette ratterte nur so dahin (die neue Kette half leider nichts auf den alten Kettenblättern – es hätte alles ausgetauscht werden müssen). Die gewünschten Ersatzteile waren leider scheinbar nirgends erhältlich. Von vielen anderen Radfahrern wussten wir, dass es erst wieder in Vietnam (Hanoi) große Fahrradshops geben sollte. Wir konnten aber aufgrund des bereits gemachten Vietnamvisums erst in zwei Wochen einreisen. Der Notfallplan lautete daher: Zwei Wochen in Phnom Penh Däumchen drehen und dann mit dem Bus nach Hanoi fahren, da wir nicht radeln konnten. Zum Glück schliefen wir noch eine Nacht darüber und begaben uns am nächsten Morgen erneut auf die Suche. Auf einem Markt fanden wir bei einem sehr kleinen Fahrradladen einen Mann, welcher uns ein altes Hinterrad besorgen konnte. So baute Dominik den Freiläufer eines anderen Fahrrades in sein Hinterrad ein und et voilà – wir waren wieder mobil! Bernis Kette ratterte leider immer noch teilweise durch, aber auf bestimmten Gängen war der Halt noch gut. So fuhren wir nach zwei Tagen Verzögerung doch noch mit dem Fahrrad weiter (bestellten aber trotzdem schon vorab etliche Ersatzteile in einem Fahrradshop in Hanoi, damit wir spätestens dort ein paar abgenutzte Teile austauschen können).

Kambodschas Norden überraschte uns mit einer für uns schöneren Landschaft als im Süden. Leider waren etliche Straßen nicht besonders gut zu befahren, und unsere Nasen waren permanent mit Staub von den Schotterpisten verstopft. Am Abend staunten wir oft nicht schlecht wie viel Staub und Schmutz an unseren Beinen klebte. Nach etlichen Powertagen am Rad ohne Pause erreichten wir dann schlussendlich doch noch die Grenze zu Vietnam – alles „in time“. Wir waren sehr erleichtert, dass unsere Fahrräder so tapfer dabei waren und kaum Probleme machten. In diesem Sinne hieß es – auf nach Vietnam!

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